Samstag, 12. Mai 2012

Kapitalismus - Das Giersystem

Lange Jahre gab es nur vier vorstellbare Gesellschaftssysteme: Monarchie (Herrschaft des Adels) - Diktatur (Herrschaft von Einzelnen oder Wenigen) - Demokratie Kapitalismus (Herrschaft von Einzelnen oder Wenigen) und Kommunismus Diktatur(Herrschaft von Einzelnen oder Wenigen)...

Rein nüchtern betrachtet, sind wir nicht weit gekommen mit unserer Gesellschaftsstruktur. Dies liegt in einem menschlichen Verhalten, das viele tausend Jahre alt ist und uns immer noch steuert. In der Zeit der Jäger und Sammler mussten kleine Gruppen höchsteffektiv sein. Eine Diskussion oder unklare Hierarchieverhältnisse im Kampf gegen andere Gruppen oder während der Jagd, hätte tödliche Folgen gehabt. Deswegen waren klare Rangordnungen eine etablierte Form der Gesellschaft. Genau wie im Tierreich haben sich die Führungspersönlichkeiten mehr Rechte heraus genommen als der Rest. Sie hatten die besten Behausungen, besseres oder einfach nur mehr Essen und natürlich wollten sie diese Macht an ihre Kinder weiter geben, so entstand die Monarchie.

Die Monarchie wurde geschwächt durch einen neuen Faktor der Macht: Geld. Alles wurde von diesem Tauschmittel durchzogen und Dinge wurden nicht mehr gegen Dienstleistungen oder andere Waren getauscht, sondern gegen Geld. Menschen die gerne weite Strecken reisten, erkannten die enormen unterschiede der Preise und wurden Händler. Gewürze die man in Indien gegen Harz tauschen konnte, wurden in Europa gegen Gold und später gegen Geld getauscht.

Die Könige brauchten für ihre Kriege Geld, bald mehr Geld als die Untertanen durch die 10% Steuern und diverse Zölle auf Waren abgaben. Dieses Geld liehen sie sich bei den reichen Händlern und den Geldverleihern. Damit machten sie sich von ihnen abhängig. Die Schuld des Königs wurde oft beglichen durch Adelstitel und Land. Das sättigte die Machtgier der Gläubiger und erschuf die Aristokraten.

Ein entscheidender Faktor in der Marktwirtschaft änderte alles: Zinsen.
Durch die Einführung des Zinssystems musste mehr Geld an die Verleiher zurück gezahlt werden, als geliehen wurde. Das brachte auf der einen Seite einen großen Wirtschaftsaufschwung, weil die Menschen viel mehr leisten mussten, auf der anderen Seite fesselte dieses System ganze Völker inklusive ihrer Herrscher in Abhängigkeiten.  

Die Monarchien wechselten durch schwache Könige oder gelungene Putsch's in Diktaturen. Wobei nur die Erbfolge ausblieb, der absolute Herrschaftsanspruch und die ungerechte Güterverteilung blieb dieselbe.    Die Diktatoren waren genauso abhängig vom Geld wie die Könige und ohne finanzielle Mittel konnten sie nicht ihre Armee zu ihrem Schutz bezahlen und waren ihren Konkurrenten gnadenlos ausgesetzt. Was dann zu einem schnellen Machtwechsel führte.

Was bei beiden Systemen schon deutlich dahinter steht, ist der Kapitalismus in der Entstehungsphase. Menschen mit mehr Tauschmittel  wurden zu den wahren Herrschern eines Landes, ohne sich mit den negativen Auswirkungen dieser Popularität auseinander setzen zu müssen. Während ein König oder Diktator stetig um seine Macht kämpfen, Intrigen durchschauen, Spione entlarven und die Bande zu den machterhaltenden Menschen (Päpste, Generäle, Gläubigern...) stärken muss, ist der Wohlhabende von diesen Lasten befreit.

Der Wohlhabende wird durch das Geld und Zinssystem zu einem Entscheider. Dort wo er sein Geld investiert, unterstützt er die Machthabenden. Wenn ihm ein König nicht gefällt, unterstützt er eben den anderen. Wenn er Kriegswaffen herstellt, die beide kaufen, unterstützt er beide Parteien und geht als lachender Dritter aus der Runde.

Damit fing die Bevölkerung an in einer Scheinwelt zu leben. Dieser Schein existiert bis heute. Die Masse denkt, der Machthabende ist für die Entscheidungen verantwortlich und sieht nicht die wahren Bosse hinter dem Thron.

Die Geldverleiher wurden zu Banken und erfanden den Zinseszins. Damit wurde ein Umverteilungsprozess in Gang gesetzt, der bis Heute anhält. Reiche Menschen legen ihr Geld bei der Bank an und bekommen Zinsen dafür. Die Bank bekommt zum Ausgleich, das Geld vieler Menschen, welches sie wieder verleiht. Diese Kredite müssen gegen Zinsen zurückbezahlt werden, wobei natürlich wesentlich mehr Geld an Zinsen gefordert wird, wie den Reichen als Zinsen ausgezahlt wird.

Der Fortschritt und die Bildung brachte die Monarchie und die Diktatur zu Fall und erschuf die Demokratie. So wird es einem in der Schule erzählt. In Wirklichkeit wollten die Bosse hinter dem Thron, wie auch die meisten Könige und Diktatoren den ultimativen Traum des Größenwahnsinnigen: Weltherrschaft.    

Die Reichen wussten, dass auch wenn ein charismatischer König ein riesiges Reich beherrschen und weite Teile der Welt okkupieren konnte, die Macht mit dem Tod dieses Menschen zusammenbrechen würde. Also überlegte man sich Formen der Gesellschaftsführung, die universell länderübergreifend die Macht sicherten.

Menschen funktionieren nach einfachen Prinzipien. Macht ist immer Ressourcen gebunden. Alle Machtzentren der Welt haben entweder viele Handelsrouten die sie kreuzen, Häfen oder Bodenschätze. Deswegen konzentrierten sich mit der industriellen Revolution die Macht in den Städten. Die Menschen wurden verheizt und die Lebensbedingungen verschlechterten sich dramatisch.

Es entstanden zwei Systeme um das Volk unter Kontrolle zu halten. Beide bedienten sich des Scheins von Veränderung. Der Kapitalismus in Form der Demokratie und der Kommunismus. Beide wurden in Reinform noch nie umgesetzt. Weil dies nur gehen würde, wenn sich bestehende Machtstrukturen nicht durch Eingriffe bereichern bzw. an der Macht halten wollten.

Die Umsetzungen von beiden Systemen wurde nur über bereits bestehende Machtsysteme drüber gestülpt und deswegen wurden die alten Hierarchien nie vollständig aufgelöst. Der Kapitalismus geht davon aus, dass sich die Gier des einzelnen positiv auf den Wachstum der Gesellschaft auswirkt und der Kommunismus geht davon aus, dass alle Menschen die gleichen Bedingungen haben sollten. Beides ist ein Irrweg!

Der Kommunismus scheitert an der Tatsache, dass er immer in eine Diktatur installiert wurde und einige Wenige fast alle Ressourcen hatten und die Masse sich die übrig gebliebenen Ressourcen gleich aufteilen musste. Genauso irrsinnig ist die Planwirtschaft des Kommunismus, die alle Ressourcen verteilt, ohne die wirkliche Nachfrage und alle Angebote zu kennen.

Der Kapitalismus ist das etablierte System der Gegenwart. Die Damit verbundene Machtkonzentration ist bisher einmalig. Noch nie in der Geschichte der Menschheit, hatten so wenige Menschen so viel Macht über so große Teile des Planeten wie Heute. Gleichzeitig sehen viele Menschen in reichen westlichen Ländern, nicht die Strukturen hinter der Demokratie. Die Menschen funktionieren immer noch genauso wie vor Urzeiten. Die Hierarchie ist für viele ein Segen, weil die Verantwortung ein anderer für sie trägt. Sie wählen Politiker, die für sie verantwortlich sind und ignorieren die Tatsache, dass diese Wahl keinen Einfluss auf die Entscheidungen der wirklichen Bosse hinter dem Thron haben wird.

Kapitalismus ist die wahre Staatsform nicht Demokratie. Viele Mächtige sehen Menschen ganz rational als Arbeiter, Nutzvieh oder Bauern auf dem Schachbrett. Es wurde überlegt wie man die Arbeitsleistung maximieren kann. Man schaute sich vieles bei den Landwirten ab. Die Industrialisierung zeigte, dass wenn Menschen zu sehr belastet sind, schwindet die Arbeitsleistung. Dem versuchte man durch Urlaub, geringere Arbeitszeiten und Arbeitsschutzgesetze entgegenzuwirken. Viele Menschen glauben es geschah von Unten nach Oben, dabei war es eine rein rationale Entscheidung der Machthabenden um die Wirtschaftsleistung zu steigern.

Die Globalisierung ist kein Effekt der Neuzeit. Auch früher wurden bereits viel Handel weltweit getrieben, nur nicht in dem ressourcenverschlingenden Ausmass. Der Kapitalismus führt nur dazu, dass die Arbeit immer in die Länder verlagert wird, in der die Arbeitskräfte am billigsten sind. Darunter leiden dann die arbeitslosen Arbeiter der Wohlstandsländer, weil ihr Lebensstandard entsprechend teuer ist. Die armen Länder bekommen einen wirtschaftlichen Aufschwung solange man die menschlichen Ressourcen noch billig nutzen kann. So wie die armen Länder ihre eigene Arbeitsleistung erweitern wollen, indem sie die Arbeiter besser bezahlen, Urlaub geben und weniger Stunden arbeiten lassen, steigt der Wohlstand im eigenen Land, aber die Gewinne der ausgelagerten Fremdlandfirmen fallen.

Durch den Zinseszinseffekt ist die Wirtschaft dazu gezwungen stetig zu wachsen, um die ständig erhöhenden Schulden auszugleichen. Dieser Ressourcen fressende Motor des Kapitalismus führt früher oder später immer zu Kriegen. Die Antwort auf alles ist Wachstum. Was aber angesichts begrenzter Ressourcen auf dem Planeten unmöglich ewig fortzusetzen ist. Wenn man die Ressourcen eines anderen Landes weg nimmt durch Übervorteilung oder Krieg, nimmt man sie nicht nur diesem Land, sondern auch den potentiellen Käufern dieses Landes weg. Die Banken die den Ländern das Geld leihen für ihre Kriege und die Waffenindustrie profitiert an den Kriegen, die Bevölkerung stirbt daran.

Kapitalismus ist für Menschen ein tödliches System. Profit ist immer das Hauptaugenmerk jeglicher Entscheidungen. Dies führt zu asozialem menschlichen Verhalten. Die Pharmaindustrie profitiert an kranken Menschen, die Fast-Food Industrie profitiert an fresssüchtigen Menschen, die Wellnessindustrie profitiert an gestressten Menschen, die Unterhaltungsindustrie profitiert an leicht manipulierbaren konsumorientierten Menschen...

Dieses perfide System achtet darauf, dass die darin lebenden Menschen, das Gefühl haben selbstbestimmt zu sein - dass macht sie produktiver. Hierfür werden die Medien benutzt, um durch ständige Wiederholung bestimmte Gedankenmuster und Überzeugungen zu konditionieren. Konsum ist zum Selbstzweck geworden, es soll aus Statusgründen gekauft werden und nicht aus reellen Bedürfnissen heraus.

Dieses Statusdenken wird in den Schulen sehr früh Kindern in den Kopf gesetzt. Der Frontalunterricht unterstreicht die Hierarchieordnung. Wissen soll nicht reflektiert, sondern wiedergekäut werden. Die Macht zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden trägt eine einzelne Person.   Das in den Schulen vermittelte Wissen beansprucht Objektivität und alleinige Richtigkeit für sich. Auch wenn zum Zeitpunkt des Unterrichts veraltete Forschungsthesen vertreten oder im Geschichtsunterricht, die Geschichte die die Sieger geschrieben haben erzählt wird.

Ein weiteres Kontrollinstrument ist die Sprache an sich. So werden mit Gewalt durchgesetzte Entscheidungen wie Krieg als alternativlos verkauft oder sogar als Krieg für den Frieden. Die Manipulation der Massen geschieht meistens durch die Sprache. Menschliche Opfer in Kriegen werden als Weichziele bezeichnet. Die Konditionierung der Kinder in den Schulen ist ein Bildungsauftrag. Die Überwachung der Bevölkerung nennt man Schutz vor Terrorismus. Inszenierung von Terror im eigenen Land wird als das Ausführen von speziellen Operation  im Inland im Falle von Notfällen verkauft...

Die extrem faschistischen Auswirkungen des Kapitalismus entstehen durch den Wandel der Epochen. Durch den Übergang von Industrie ins Informationszeitalter, ist die Kontrolle der Medien immer schwieriger und damit die Gleichschaltung der einzelnen Länder schwerer geworden. Während in Zeiten des kalten Krieges John.F. Kennedy den Abzug der russischen Atomraketen aus Cuba als Sieg feiern konnte und auf der anderen Seite Gorbatschow den Abzug der türkischen Atomraketen feiern konnte - ohne jeweils die Kompromisse offen zulegen, ist dies in der heutigen Zeit viel komplizierter geworden.

Das System versucht Anpassung durch Druck zu erreichen. In einer totalitär überwachten Gesellschaft verhalten sich Menschen anders als es ihrer Natur entspricht. Deswegen auch die Konditionierung auf Konsum und die Zielsetzung auf Status. Solange die Menschen damit beschäftigt sind ihr Konsumverlangen zu stillen, stellen sie keine Fragen. Status ist Antrieb und Kontrolle zugleich. Auf der einen Seite spornt es die an, die einen höheren Status wollen, das Hamsterrad Wirtschaft noch mehr anzudrehen und auf der anderen Seite, ist es die permanente Hierarchie innerhalb der Gesellschaft. Viele haben Angst vor reichen oder berühmten Menschen, weil sie einen höheren Status haben. Damit ist die Führungsstruktur gleich mit integriert.

Nun in Zeiten der globalen Aufklärung, quasi in den Babyschuhen des Informationszeitalters entstehen neue Gedankenstrukturen und damit auch Möglichkeiten. So zum Beispiel das bedingungslose Grundeinkommen in dem alle Menschen genug haben sollen um zu leben und sich ihre Arbeit wirklich aussuchen können. Gleichzeitig soll die Gier der Menschen als antreibende Kraft weiter genutzt werden, jedoch so dass die anderen Menschen einen Vorteil davon haben.

In wie weit wir uns von unserem historischen Schatten der Hierarchiestruktur lösen können bleibt abzuwarten...

  

2 Kommentare:

  1. Mal ein Lob an den Autor! Auf einer meiner HP's begann ich vor kurzem die Themen Wissen und Macht abzuhandeln. Nicht, dass ich davon viel wussete - aber ich recherchiere und schreibe eben gern. Man lernt ja auch dazu. Bin schon vor einigen Monaten auf deinen Titel: "bloggen für nullen" bei diesem Blog gelandet. Und duch meine Themen fiel mir ein, dass hier auch sehr viele Themen sehr kritisch zu finden waren. Oh Wunder - hier ist auch das Thema "Macht" abgehandelt. Freut mich natürlich. Aber wenn ich auch immer noch hoffe, dass ich dur das Schreiben von Texten wenigstens etwas vom Strom durch Werbung zurück bekomme, den ja mein NB nun mal frisst, finde ich hier nicht gleich eine Stelle, die nach Geldverdienen aussieht. Wie verdienst Du denn eigentlich Dein Geld? :-) Mit Werbung sicher nicht. Aber auch bei mir bringt go...-Werbung etc. nix. LG aus Sachsen v Bibelschlumpf

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