Sonntag, 22. April 2012

Whistleblowing

Ein weiteres englisches Wort unter den zahlreichen Anglizismen. Ein Whistleblower ist kein Denunziant, wie es im deutschen Sprachraum gerne falsch interpretiert wird.

Ein Whistleblower ist ein meist eingeklemmtes Zahnrad im großen Getriebe. Wenn man neu in einer Firma anfängt wird man oft, meist nur rhetorisch, darum gebeten eine Rückmeldung zu geben, für Verbesserung des Arbeitsablaufes. Weil die berühmte Betriebsblindheit zugeschlagen hat. Also falsches Verhalten schleicht sich ein und wird kontinuierlich schlimmer. Ähnlich der Froschtechnik. Wenn man einen Frosch in kochendes Wasser wirft springt er sofort raus. Allerdings im kalten Wasser bleibt er sitzen. Erhöht man nun langsam die Temperatur, bleibt er noch sitzen wenn das Wasser um ihn herum schon zu kochen beginnt, bis er stirbt.


Der Whistleblower ist ein Teil dieses Geschehens, der dies aber nicht verantworten möchte. Zu erst wird meist versucht Kollegen auf die Missstände anzusprechen. Stößt man nun hier auf taube Ohren, Angst vor der Entlassung oder noch schlimmer Unverständnis, dann sieht man sich gezwungen dies mit dem Chef zu klären. Je nach dem wie dieser reagiert, sind die Möglichkeiten schnell ausgeschöpft. In Fällen wie dem Militär, das unter strengen Regeln und unter Strafe stellt aus der Reihe zu tanzen, können solche "Anmerkungen" beim Chef üble Konsequenzen nach sich ziehen. Je nach schwere des Verbrechens, kann man irgendwann nicht mehr in den Spiegel sehen, ohne Brechreiz zu bekommen. In dem Fall wird meist die kritische Information aus dem System heraus geschmuggelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht:





Wenn die Whistleblower keinen Schutz von der Öffentlichkeit bekommen, werden sie als Spione oder Verräter gebrandmarkt und eingesperrt. Bradley Manning, der diese Video der Öffentlichkeit zugänglich macht, ist am 23.04.2012 - 700 Tage U-Militärhaft ohne Gerichtsverhandlung. Die Öffentlichkeit muss Menschen die Verbrechen aufdecken schützen und auszeichnen für ihre Zivilcourage.


Die bekannteste Plattform der Whistleblower ist WikiLeaks. Über diese Plattform gelangte dieses erschreckende Kriegsvideo in die Öffentlichkeit. Die meisten kennen nur den Namen der Plattform, meist in Verbund mit dem Sprecher Julian Assange. Daraufhin denken die meisten Menschen, er ist ein Vergewaltiger und stecken ihn mitsamt WikiLeaks in eine Schublade für Kriminelle. Die Fakten sehen leider ganz anders aus. Erstens wäre er zum Beispiel in Deutschland nie wegen Vergewaltigung angezeigt worden. Der Tatbestand lag in einem verrutschten Kondom. Der Sex beider Damen war einvernehmlich und eine der beiden twitterte sogar ihren erfolgreichen Fang! 

Es geht wie immer in der Politik und der Wirtschaft um die Geschichte. Da wird konstruiert und gebastelt bis man die Öffentlichkeitswirkung gezaubert hat, die man braucht um lästige Störenfriede aus der Welt zu schaffen. Verrückter weise kennen sehr wenige Menschen dieses Kriegsvideo, die breite Masse kennt nur den Vergewaltigungsvorwurf. Das zeigt auf eindringliche Art, wie kontrolliert die Medien sind und wie sehr es den Kriegstreibern am Herzen liegt, die Informationen zu bestimmen. 

Whistleblower wären nötig gewesen in Tschernobyl bevor es in die Luft flog und halb Europa, Russland, Ungarn, Schweiz und die Balkanländer verseuchte. Genauso wären die kritischen Stimmen zu Fokushima vor der Katastrophe nötig gewesen, die absehbar war, in einem Land das seit hunderten von Jahren von Erdbeben und Tsunamis heimgesucht wird. Günter Grass ist auch ein Whistleblower, weil er das Offensichtliche ausspricht, welches man der Masse zu denken ab-konditioniert hat. Ein Luftangriff mit Mini-Nukes auf die Atomanlagen im Iran würde zu einer unvorstellbaren Strahlung führen und die Konsequenzen des damit ausgelösten Krieges wären weltweit fatal.



Zivilcourage ist keine Frage des Mutes. Schauen sie einfach dem Menschen im Spiegel jeden Morgen tief in die Augen und spüren sie die Kraft des Gewissens!  

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